Über Kamerun
Wie wir Kamerun als Gäste erleben
Wir sind mit unseren Projekten ausschließlich im Süden aktiv. Der Norden gilt für Europäer als gefährlich. Oft schon haben Boko Haram oder andere Terrorgruppen dort Menschen entführt. Auch der Westen ist inzwischen unsicher. Grund dafür sind die anhaltenden Konflikte der französisch-geprägten Regierung und Verwaltung mit dem englischsprachigen Westen, insbesondere mit Separatistengruppen.
Wie gesagt: der Süden ist grün und es gibt große Flüsse dort. Trotzdem haben die Menschen dort oft keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Es gibt Wasser in geringer Bodentiefe, aber für die Menschen ist es unerreichbar. Sie nutzen stattdessen alte Wasserstellen und defekte Brunnen. Es fehlt staatliche Hilfe, um sie zu erneuern. Staatliche Gelder fließen in die großen Städte, in Prestigeobjekte oder – noch häufiger – direkt an korrupte Politiker, Beamte oder Unternehmer.
Trotz der einfachen Lebensverhältnisse sind die Menschen gerade auf dem Land lebensfroh, offen und fröhlich. Es ist schön, sie zu treffen – überall wird man herzlich empfangen. Ein Gottesdienst ist jedes Mal ein Erlebnis. Die Leute machen sich schick, die Frauen tragen schöne bunte Kleider. Es wird gefeiert und wunderschön gesungen.
Auch die Einweihung eines Brunnens mit den Dorfbewohnern ist toll. Oder der Besuch einer Schule. In den Pausen herrscht meist ein fröhliches und buntes Treiben. Die Kinder spielen kreativ mit allen, was sie finden können. Die Klassen allerdings sind groß, die Lehrmittel einfach, die Lehrerinnen und Lehrer schlecht bezahlt. Das Niveau des Unterrichts ist auf dem Land entsprechend niedrig. Die größte Hürde ist allerdings, dass Schule Geld kostet. So gehen bei weitem nicht alle Kinder regelmäßig zur Schule. Besonders benachteiligt sind die Mädchen, die noch mehr als die Jungen Arbeiten zu Hause zu erledigen haben. Außerdem bleiben sie während der Periode wegen fehlender Toiletten und Rückzugsräumen vollständig dem Unterricht fern.
So erfahren wir vor Ort ständig die Gegensätze zwischen den fröhlichen Menschen und den schwierigen Rahmenbedingungen, die sie in ihrer Entwicklung bremsen. Ganz besonders zu nennen ist die schlechte Infrastruktur auf dem Land.
Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb - ist es eine großartige Erfahrung, dort zu Gast sein und die Menschen ein wenig zu unterstützen.