Infrastruktur

So funktioniert es auf dem Land

Die Infrastruktur in den ländliche Gebieten Kameruns ist insgesamt sehr schlecht. Neben der Wasserversorgung gilt das auch für Toiletten. Die Leute verrichten ihre Notdurft mangels Toiletten irgendwo im Busch oder an der Straßenecke. Das wird besonders an Orten problematisch, an denen viele Menschen zusammenkommen, beispielsweise an Schulen, Kirchen oder Märkten.

Eine Stromversorgung ist auf dem Land meist nicht vorhanden oder sie ist zerstört. Wenn es funktionierende Leitungen gibt, führen sie oft nur für ein paar Stunden in der Woche Strom. Selbst in der Hauptstadt Yaoundé haben wir erlebt, dass der Strom für ganze Stadtgebiete jeden Nachmittag bis in die Nacht abgeschaltet wurde. Weil die Erzeugung nicht ausreicht, um das ganze Land zu versorgen.

Da verwundert es nicht, dass auch die Straßen extrem schlecht sind. Außerhalb der Hauptstadt sind die meisten Straßen reine Naturwege. Sie sind in der Regenzeit oft nicht mal mit Geländewagen befahrbar. Und auch in der Trockenzeit braucht man unendlich viel Zeit, um die Dörfer zu erreichen. Wegen der schlechten Straßen muss das Material für den Bau eines Brunnens oft als Rohmaterial bis ins Dorf transportiert werden. Die Betonringe werden dann aus dem Zement und Sand vor Ort gegossen. Dasselbe ist bei Steinen für den Bau eines Gebäudes nötig.

Auch der Transport von Früchten aus den von uns unterstützten Plantagen ist sehr aufwändig. So hemmt die schlechte Infrastruktur jede wirtschaftliche Entwicklung der Menschen in den ländlichen Gebieten. Die meisten Menschen nutzen ihr eigenes, meist fruchtbares Land nur für die Eigenversorgung. Wenn darüber hinaus etwas Geld zum Beispiel aus dem Verkauf von Kakao übrigbleibt, ist es in wenigen Tagen oder Wochen verbraucht.

In Yaoundé und in der zweiten großen Stadt Douala kommt neben den schlechten Straßen noch die hohe Verkehrsdichte dazu. Es dauert zur Hauptverkehrszeit Stunden, die Städte zu durchqueren. Das Chaos an den Kreuzungen ist sehenswert – wenn man viel Zeit und Nerven hat. Ansonsten kostet es Unmengen persönliche Energie.

Die schlechten Straßen erleben wir außerdem als sehr gefährlich. Die Kameruner fahren mit alten, völlig überladenen Autos und abgefahrenen Reifen unverhältnismäßig schnell. Es gibt riesige Schlaglöcher, denen die Fahrer und Fahrerinnen ausweichen, indem sie plötzlich auf die Gegenfahrbahn wechseln. Defekte Fahrzeuge stehen ungesichert am Straßenrand. Wenn wir bei solchen Straßenverhältnissen mit 100 km/h unterwegs waren, wurden wir oft noch von einem großen Bus überholt. Autofahrten im Dunkeln oder bei Regen versuchen wir, völlig zu vermeiden.

Kommst du bei einem Unfall von der Straße ab, hast du Glück, wenn du gefunden wirst. Du kannst auch nicht einfach einen Krankenwagen rufen. Du bist darauf angewiesen, dass dich jemand schnell in eine Krankenstation bringt. Auf dem Land gibt es nur eine sehr rudimentäre Gesundheitsversorgung. Man findet wenige Krankenstationen, die manchmal nicht einmal Strom haben. Für eine aufwändigere Diagnose oder Behandlung müssen die Leute nach Yaoundé oder Douala. Dort wird nur gegen Bares behandelt oder Medikamente ausgegeben. In der Praxis haben die meisten Leute auf dem Land also keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. In den Dörfern treffen wir immer wieder auf Menschen mit unbehandelten Knochenbrüchen oder Schlangenbissen. Manche sterben an Krankheiten, die bei uns beim Hausarzt behandelt werden.

Im Gegensatz dazu funktioniert das Handynetz in vielen Regionen inzwischen verhältnismäßig gut. Mit unseren Freunden und Partnerorganisationen vor Ort können wir per WhatsApp telefonieren. Französische Telekommunikationsunternehmen haben die große Bevölkerung Kameruns nämlich früh als Kunden entdeckt.

Überhaupt wird das Land stark von französischen Unternehmen beherrscht. Sie verkaufen dort nahezu alle Artikel in Plastikverpackungen. Trinkwasser beispielsweise. Um die Entsorgung des Plastikmülls dagegen kümmern sich die Unternehmen nicht. Die Folgen sieht man überall: in den Städten und Dörfern und sogar auf Feldern liegt der Müll herum. Wird er gesammelt, zünden die Leute die Müllhaufen „zur Entsorgung“ an und ein giftiger Cocktail liegt in der Luft. Ein Umweltbewusstsein ist in Kamerun noch nicht vorhanden. Autos und Motorräder werden direkt im Fluss gewaschen. Wenige Meter flussabwärts waschen die Leute ihre Kleider im Wasser. Und noch ein Stück weiter holen sie Fische aus dem Wasser.

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